Ich bin 17 Jahre lang mit einer Labrador-Appenzeller Mischlingshündin namens Cora aufgewachsen. Ein riesiges Geschenk, mit einem Tier, bzw. mehreren Tieren (Meerschweinchen, Hase und Katze) aufwachsen zu dürfen. Schon bald war klar, dass meine Liebe den Tieren gilt. Als im Jahre 2009 der Mischling Tofino einzog, änderte sich mein Leben grundlegend. Ich habe immer von einem unkomplizierten Begleiter geträumt doch es kam anders. Die Ängstlichkeit und Unsicherheit von Tofino war schier grenzenlos. Wir sind viele verschiedene Wege gegangen, in der Hoffnung dass sich was ändert. Wir haben im Nachhinein betrachtet wahrscheinlich aber so ziemlich alles falsch gemacht was wir falsch machen konnten dies natürlich nicht in böser Absicht, sondern in Unwissenheit und der Hoffnung, dass sich seine Ängstlichkeit legen würde Nun ja, wir geben unser Bestes, um unsere Versäumnisse nun mit dem heute vorhandenen Wissen aufzuholen.
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Der Wunsch nach einem zweiten Hund war gross. Wir erträumten uns immer noch einen sogenannten "Tutnix", welcher uns problemlos überall hin begleiten kann und Tofino allenfalls seine Ängstlichkeit ein wenig nimmt. So zog nach wirklich langer und reiflicher Überlegung im Mai 2012 der Australian Shepherd Welpe Kajo bei uns ein. Ein toller Hund! Genau wie wir ihn uns gewünscht haben: vor nichts Angst, sehr neugierig, unkompliziert mit Mensch und Hund. Bis er sieben Monate alt war und wir unser erstes "Jagderlebnis" hatten. Von da an, hat sich alles ein wenig geändert. Vom ganz unkomplizierten Hund zum jagenden Hütehund mit wenig Frustrations-toleranz. O Schreck hat man doch in allen drei gekauften Rassebüchern gelesen, dass den Aussies der Jagdtrieb erfolgreich weggezüchtet wurde? Weit gefehlt! Mit dem heutigen Wissen weiss ich auch, dass der Hütetrieb natürlich aus dem Jagdverhalten abstammt und Aussies sehr oft mit geringer Frustrationstoleranz und vor allem mit einem lautstarken Stimmorgan ausgestattet sind.
Im Gegensatz zu Tofino hat er auch nicht auf Strafen oder laute Kommandos reagiert, es schien immer, als er mir noch ins Gesicht lacht und mir zugleich den Mittelfinger zeigt so im Sinne von so kommst Du bei mir ganz bestimmt nicht weiter. Auch der Unterschied von Konfliktbewältigung der beiden Hunde könnte nicht grösser sein. Tofino der sich in schwierigen Situationen immer an der Flucht orientiert und Kajo der sich den schwierigen Situationen eher der Strategie "Angriff ist die beste Verteidigung" bedient, stellte mich immer wieder vor neue Herausforderungen. So gibt es bei der Mehrhundehaltung Sonnen- und Schattenseiten, welche man sich durchaus bewusst sein muss.
Zum Glück habe ich genau in dieser eher schwierigen Zeit im Jahre 2012 in meiner Tierarztpraxis des Vertrauens eine TPA welche selber Aussiebesitzerin ist und auch einen jagdlich motivierten Australian Shepherd hat, kennen gelernt die meine Probleme mit meinem Aussie verstand. Sie befand sich damals gerade in der Ausbildung bei cumcane familiari und brachte mich auf den Weg der Arbeit mit dem Markersignal und der positiven Verstärkung. Viele Verhalten meiner Hunde haben sich durch bedürfnisorientiertes Belohnen relativ schnell verbessert natürlich gehören Rückschläge dazu aber das Arbeiten mit dem Markersignal und den vielfältigen Belohnungsarten ist seitdem eine Lebensphilosophie im Zusammenleben mit meinen Hunden geworden.
Ich wollte aber noch mehr über Hunde, Verhalten und Lerntheorie wissen und so habe ich im Jahre 2014 die Ausbildung bei cumcane familiari zur Hundetrainerin SKN gemacht und im Jahr 2017 den Verhaltensberater-Lehrgang mit Erfolg abgeschlossen.
Heute ist Kajo zwölf Jahre alt, der (neben Tofino) für mich beste Begleiter welchen ich mir nur vorstellen kann, aber immer noch mit viel "special effects". Ich bin unendlich dankbar für diesen besonderen Lehrmeister und Charakter auf vier Pfoten.
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Nachdem wir im April 2023 Abschied von Tofino nehmen mussten, begleitet uns seit Juli 2023 der Sprocker-Spaniel Cody, ein sehr schneller, lebensfroher Hund. Das Training mit einem so schnellen Hund bringt mich in vielen Bereichen weiter, Dummyarbeit und Nasenarbeit stehen hier im Vordergrund um die Bedürfnisse dieses Hundes aus Jagdlinien zu befriedigen. Er bringt sehr viel Leichtigkeit in unser Hunde-Leben, er ist neutral bis freundlich sei es mit Mensch oder Hund, was ein grosses, uns bis dahin unbekanntes Geschenk ist.
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Ich freue mich, wenn ich anderen Mensch-Hundeteams den Weg der positiven Verstärkung zeigen und an meinen Erfahrungen teilhaben lassen kann, denn Team sein macht soooo viel Spass und Freude - Mensch und Hund.
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